Spießrutenlauf / Running the gauntlet

Title:
Spießrutenlauf
/ Running the gauntlet

Year:
2025

Dimensions each:
120cm x 100cm x 0,2mm

Material:
Aluminium sheet


Artistic concept:
At the core of this work are 12 pike tips, on which allegories are depicted that humorously engage with our capitalist system, absurd forms of protest, and the basic structure of our society. The focus is on hares that I adapt from medieval to Renaissance illustrations and combine with current themes.

The work „Spießrutenlauf /Running the Gauntlet” was created for the exhibition “Rebellion of the Common Man – 500 Years of the Peasants’ Revolt” at the Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn. The exhibition raises questions about the contemporary relevance of the Peasants’ Revolts and draws connections to the present.

Künstlerisches Konzept:
Im Mittelpunkt der Arbeit stehen 12 Spießspitzen, auf denen Allegorien dargestellt sind, die sich humorvoll mit unserem kapitalistischen System, absurden Formen des Protests und der Grundstruktur unserer Gesellschaft auseinandersetzen. Der Fokus liegt auf Hasen, die ich aus mittelalterlichen und Renaissance-Illustrationen adaptiere und mit aktuellen Themen kombiniere.

Die Arbeit „Spießrutenlauf “ wurde für die Ausstellung „Rebellion des gemeinen Mannes – 500 Jahre Bauernaufstand“ in der Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn geschaffen. Die Ausstellung wirft Fragen nach der heutigen Relevanz der Bauernaufstände auf und stellt Verbindungen zur Gegenwart her.

The Image of the Hare:
The profane iconography of murderous hares from medieval and Renaissance manuscripts forms the basis for this work. I used the original illustrations to combine them with contemporary themes.

Das Bild des Hasen:
Die profane Ikonografie der „mörderischen Hasen“ aus mittelalterlichen und Renaissance-Manuskripten bildet die Grundlage für diese Arbeit. Ich habe die ursprünglichen Illustrationen adaptiert, um sie mit zeitgenössischen Themen zu verbinden.

Choice of Materials:
The allegories are hand-embossed into thin aluminum sheets. With this technique, I draw on a method that was used from antiquity through to the modern era to create votive offerings.

The piety of the late Middle Ages and the early modern period was characterized, among other things, by a “desire for tangible help.” Votive offerings are gifts that serve as thanks for help in times of need. Through these offerings, believers express their gratitude for a favorable outcome after previously petitioning God or saints. Votive plaques, similar to those I create, can still be found at pilgrimage sites today.

The number of pike tips is no coincidence; it references the 12 Articles of the Peasantry and their demands for freedom in the year 1525.

Materialwahl:
Die Allegorien werden von Hand in dünne Aluminiumplatten geprägt. Mit dieser Technik greife ich auf eine Methode zurück, die von der Antike bis in die Neuzeit zur Herstellung von Votivgaben verwendet wurde.

Die Frömmigkeit des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit war unter anderem von einem „Bedürfnis nach greifbarer Hilfe“ geprägt. Votivgaben sind Geschenke, die als Dank für Hilfe in Notzeiten dienen. Durch diese Gaben drücken Gläubige ihre Dankbarkeit für ein günstiges Ergebnis aus, nachdem sie zuvor Gott oder Heilige angerufen haben. Votivtafeln, ähnlich denen, die ich herstelle, finden sich bis heute an Wallfahrtsorten.

Die Anzahl der Spießspitzen ist kein Zufall; sie verweist auf die 12 Artikel der Bauernschaft und deren Forderungen nach Freiheit im Jahr 1525.

Historical Background
Peasant War 1525:
Equipped with pitchforks, axes, and pikes, around 6,000 peasants marched to Weinsberg on April 17, 1525, to express their discontent. The Peasants’ War culminated in the Weinsberg Bloodbath. This event undoubtedly marked a turning point in the course of the peasant uprising and led to an increasing brutality in subsequent events.

According to historical sources, the entire incident lasted only a few hours. The castle was quickly captured, and the brutal gauntlet execution began. The peasants spared the townspeople but decreed that the nobility should die by the pike. Some argue this was a well-planned act of war, others describe it as necessary revolutionary terror, and still others claim it was a spontaneous action by a mob gone wild.

However one interprets it, the Bloodbath of Weinsberg did not go without consequence. News of the town’s capture and the execution of the nobles spread throughout the region on the same day. These reports influenced the decisions of cities that had previously refused to open their gates to the peasants.

By April 18, even the major city of Heilbronn was forced to surrender to the insurgents.

The gauntlet was a form of military punishment practiced until the 19th century. In this punishment, the condemned was forced to run between two rows of soldiers who struck them with pikes or spears, often resulting in death. The right to bear arms was a privilege reserved for the nobility and their military. In Weinsberg, the peasants literally turned the pike against their oppressors, adopting this practice to brutally execute Count Ludwig von Helfenstein and his companions.

Historischer Hintergrund – Bauernkrieg 1525:
Ausgestattet mit Mistgabeln, Äxten und Spießen zogen am 17. April 1525 etwa 6.000 Bauern nach Weinsberg, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Der Bauernkrieg gipfelte im Weinsberger Blutbad. Dieses Ereignis markierte zweifellos einen Wendepunkt im Verlauf des Bauernaufstands und führte zu einer zunehmenden Brutalisierung der weiteren Ereignisse.

Laut historischen Quellen dauerte der gesamte Vorfall nur wenige Stunden. Die Burg wurde schnell eingenommen, und das brutale Spießrutenlaufen begann. Die Bauern verschonten die Bürger der Stadt, verfügten jedoch, dass der Adel durch den Spieß sterben sollte. Einige sehen darin eine gut geplante Kriegshandlung, andere sprechen von notwendigem revolutionärem Terror, und wieder andere behaupten, es habe sich um eine spontane Aktion eines außer Kontrolle geratenen Mobs gehandelt.

Wie auch immer man es interpretiert, das Weinsberger Blutbad blieb nicht ohne Folgen. Noch am selben Tag verbreitete sich die Nachricht von der Einnahme der Stadt und der Hinrichtung der Adligen im ganzen Land. Diese Berichte beeinflussten die Entscheidungen der Städte, die sich bis dahin geweigert hatten, den Bauern die Tore zu öffnen.

Am 18. April musste sich selbst die bedeutende Stadt Heilbronn den Aufständischen unterwerfen.

Das Spießrutenlaufen war eine bis ins 19. Jahrhundert praktizierte militärische Strafe. Dabei wurde der Verurteilte gezwungen, zwischen zwei Reihen von Soldaten hindurchzulaufen, die mit Spießen oder Piken auf ihn einstachen, was oft zu seinem Tod führte. Der Waffenbesitz war ein Privileg des Adels und seines Militärs. In Weinsberg drehten die Bauern sprichwörtlich den Spieß um und nutzten diese Praxis, um den Grafen Ludwig von Helfenstein und seine Gefährten brutal hinzurichten.

Comissioned by Kunsthalle Vogelmann and supported by